“Music for Diversity of Life and Culture” wurde maßgeblich gefördert von:
Goethe-Zentrum Hyderabad, Convention on Biological Diversity Montreal, Germany and India 2011-2012: Infinite Opportunities, Goethe-Institut Neu-Delhi, Goethe-Institut Zentrale München
Unsere kulturelle Vielfalt ist Ausdruck unterschiedlichster Ausprägungen des menschlichen Geistes und steht in engstem Verhältnis zu der uns umgebenden Lebensvielfalt. Kultur, Kunst und Musik entwickeln sich in Resonanz zum Lebensumfeld ihrer Zeit. Je vielfältiger dies ist, umso vielfältiger und reicher ist die Kultur. Je einheitlicher die Lebens- und Erfahrungsräume werden, umso einheitlicher wird der künstlerische und musikalische Ausdruck.
Aber auch die Lebensformen und -gewohnheiten der Menschen werden proportional zur Abnahme der Lebensvielfalt einheitlicher. Der Verlust der Biodiversität, des größten Reichtums unserer Erde, geht einher mit dem Verlust der kulturellen Vielfalt, des größten Reichtums menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten.
Die Erhaltung der Biodiversität scheint zunächst eine Aufgabe von Politikern, Ökologen und Naturschützern zu sein, doch sie ist auch ein Anliegen aller Künstler und Musiker, die auf kulturelle Vielfalt und Differenziertheit Wert legen. Sie ist ein Anliegen aller Menschen, die die unermessliche Lebendigkeit der Erde lieben.
Kunst und Musik sind Formen des Denkens, Erkennens und Handelns mit allen Sinnen. Sie leisten einen zentralen Beitrag zu unserer kulturellen und menschlichen Identität. Sie führen den Betrachter oder Hörer in neue Wahrnehmungsräume und erschaffen Wirklichkeit - eine Wirklichkeit, die den Hörer darin bestärken kann, die Biodiversität der Erde als Quelle kultureller Vielfalt zu bewahren.
Musik und Kunst sollen bei einer Konferenz, bei der Entscheidungen über die Zukunft des Lebens auf der Erde getroffen werden, nicht fehlen.
11. 10. 2012, 19:30 Uhr, JT Performance Art Center, Cochin, Kerala
13. 10. 2012, 19:00 Uhr, Parambikulam Wildlife Sanctuary, Tamil Nadu
17. 10. 2012, 19:00 Uhr, Indira Priyadarshini Auditorium, Hyderabad, Andhra Pradesh
18. 10. 2012, 19:00 Uhr, UN Biodiversitätskonferenz, International Convention Centre, Hyderabad
Ouvertüre
Volker Staub (*1961): Witterungsinstrumente (1999-2003)
Klanginstallation
simultane Aufführung mit „one beat drumming“
Konzert
Volker Staub: for two to play on one drum (2007-08)
für Rahmentrommel Duo
Gagaku (ca. 12. Jh.): Hyōjō no chōshi
für Akkordeon Solo, Arr. Eva Zöllner
Volker Staub: OEO #1-5 (2011-12)
für Ensemble
Stefan Kohmann (*1967): Biosonor (2006)
für elektrifizierten Pinienzapfen
Ruben Staub (*1992): Klezmer Medley (2012)
für Klarinette solo, Arr. Ruben Staub
trad. Klezmer: Dance of the Souls
für Ensemble, Arr. Volker Staub
trad. Klezmer: The Klezmers Freilach
für Ensemble, Arr. Volker Staub
Volker Staub: Wiochpeyata (2012 Uraufführung)
elektroakustische Musik mit Klarinette solo
Dauer Ouvertüre: variabel
Dauer Konzert: ca. 75:00 Min.
Lea Polanski: Flöte, Ruben Staub: Klarinette, Larissa Nagel: Violoncello
Eva Zöllner: Akkordeon, Stefan Kohmann: Perkussion
Volker Staub: Perkussion, künstlerische Leitung
Filmdokumentation:
Regie und Kamera:
Maike Häusling, Assistenz: Anna Mießl, Ton: Peter Weidmann
Seit der großen Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro in 1992 trafen sich die Vertreter aller Staaten der Erde bisher elf Mal, um sich besonders dem Erhalt der biologischen Vielfalt, der sogenannten Biodiversität, zu widmen.
Das rechtliche Rahmenwerk dazu ist die Biodiversitäts-Konvention (offiziell „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“, engl. „Conventi-on on Biological Diversity, CBD“). Die CBD hat inzwischen 193 Vertragspartner und wurde von 168 Staaten sowie der EU unterzeichnet. Das höchste Organ der Konvention sind die regelmäßigen Ver-tragstaatenkonferenzen (engl. COP „conference of the parties“, COP). Die 11. Vertragsstaatenkonfe-renz (COP11) fand im Herbst 2012 in Hyderabad statt.
Zur Lösung der globalen Umweltprobleme muss ein globaler Ansatz gewählt werden. Lebensräume von Pflanzen und Tieren machen an Staatengrenzen nicht halt. Lokale, regionale und nationale Pro-duktions- und Konsummuster haben globale Auswirkungen.
Was die Konferenzen der internationalen Weltgemeinschaft in Kopenhagen (2009) und Cancún (2010) für die Bekämpfung der Klimaerwärmung bedeuten, das bedeuten Bonn (2008), Nagoya (2010) und Hyderabad (2012) für den Erhalt der Biodiversität.
Biodiversität umfasst die Vielfalt der Arten, Vielfalt der genetischen Ressourcen, Vielfalt in der Land-wirtschaft (z.B. Sorten- und Rassenvielfalt) und Vielfalt der Lebensräume.
Von 1970 – 2005 sind nach Angaben des WWF 27% der Artenvielfalt der Erde durch menschliche Einwirkung, also durch die Zer-störung von Lebensräumen, Landwirtschaft, Rohstoffgewinnung, Jagd, Fischerei usw. ausgestor-ben.
In einem Artikel in der Frankfurter Rundschau war kurz nach der Konferenz in Nagoya zu lesen: „In Deutschland gilt ein Drittel der Wildtiere als vom Aussterben bedroht. Zum Beispiel der Feldham-ster, der Kiebitz, die Äsche oder die Sumpfschildkröte. Weltweit … ist der Bestand der wichtigsten Tierarten seit den 70er Jahren um 30 Prozent zurückgegangen, in den Tropen sogar um fast 60 Pro-zent. Von den weltweit bekannten 5500 Säugetierarten sind 78 ausgestorben, 1200 sind gefährdet. Darunter der Eisbär, der Berggorilla oder der Tiger.“
Die rasante Abnahme der Artenvielfalt findet in der Öffentlichkeit im Vergleich zum Klimawandel relativ geringe Beachtung, da die direkten Auswirkungen schwerer in Zahl und Ausmaß zu berechnen und zu messen sind. Die Brisanz dieser Auswirkungen könnte aber auf lange Sicht die des Klimawandels so-gar übersteigen: Es handelt sich um eine vom Menschen verursachte existenzielle Bedrohung des Lebens auf der Erde, die den Menschen selbst nicht verschonen wird.
Alle für uns lebenswichtigen Ressourcen (Nahrung, Wasser, Luft) sind von der Zerstörung der Lebensvielfalt und des Lebens-gleichgewichtes betroffen.
Selbst unter ausschließlich wirtschaftlichen Gesichtspunkten hat die Biodiversität einen kaum zu bezif-fernden Wert. So nahm bei der Konferenz in Nagoya erstmals ein Präsident der Weltbank – Robert Zoellick – teil. Er wies auf den unersetzlichen Wert der Biodiversität für die Weltwirtschaft hin: So be-trug der ökonomische Nutzen der Insekten als Bestäuber im Jahr 2005 etwa 150 Milliarden Euro. Das entspricht knapp einem Zehntel des Gesamtwertes der Weltnahrungsmittelproduktion.
Bei der CBD-Konferenz im Jahr 2002 wurde das globale Ziel festgelegt, das Artensterben bis 2010 deutlich zu verringern bzw. (in EU-Ländern) zu stoppen. Kein Land der Erde konnte dieses Ziel errei-chen.
Bei der Konferenz in 2010 in Nagoya (Japan) wurde ein grundlegendes Einverständnis über das Einrichten eines Netzes von weltweiten Schutzgebieten erzielt. Darüber hinaus wurden Richtlinien zum Umgang mit genetischen Ressourcen und deren Vermarktung (Biopiraterie) festgelegt.
2012 in Hyderabad (Indien) wurde eine Einigung über die Finanzierung der weltweiten Schutzgebiete erzielt. Diese liegen größtenteils nicht in den reichen Industrieländern, sondern in ärmeren Staaten, die für den Verzicht auf wirtschaftliche Nutzung einen angemessenen finanziellen Ausgleich erhalten müssen.
Die Höhe dieser Zahlungen wird bis 2015 auf 10 Milliarden USD verdoppelt werden. Dar-über hinaus wurden zehn Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen. Dies ist ein großer Erfolg.
Die Effektivität dieses weltweiten Schutzgebietsnetzes wird darüber entscheiden, wie viele der unzäh-ligen bedrohten Arten in die Zukunft dieser Erde hinüber gerettet werden können, oder für immer von diesem Planeten verschwinden.
Uwe Friedel, Nov. 2012